Eichenprozessionsspinner: NABU warnt vor Gifteinsatz

 

 „Bekämpfung langfristig nur mit natürlichen Fressfeinden möglich“

 

Emsland. Mit Bezug auf die Ankündigung des Landkreises Emsland, vorbeugend Biozide beim Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner (EPS) einsetzen zu wollen (die Meppener Tagespost berichtete am 20.2.2020), warnt der Naturschutzbund vor einem solchen Vorgehen.

 

„Die Ausbreitung des wärme- und trockenheitsliebenden Eichenprozessionsspinners (EPS) wird zum einen durch klimatische Veränderungen mit den wärmeren und trockeneren Sommern begünstigt und zum anderen durch den Mangel an Fressfeinden,“ erklärt Diplom Biologe Andreas Rakers, Mitarbeiter des NABU-Regionalverbandes. Bei den natürlichen Räuber-Beute-Zyklen sei es normal, dass bei einem Anstieg der Beutepopulation die Räuber einige Zeit bräuchten, um ebenfalls mit einem Anstieg der Populationen zu reagieren.

Durch die sprunghafte Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners bräuchten die Feinde - das sind räuberische und parasitierende Insekten, raupenfressende Singvögel und falterfressende Fledermäuse – eine gewisse Zeit, um sich auf dieses Nahrungsangebot einzustellen. Durch eine Bekämpfung mit Gift greife man in diesen natürlichen Regulierungsmechanismus ein.

 

Verschärfend komme hinzu, dass wesentliche Fressfeinde wie Fledermäuse und insektenfressende Vögel bereits unter dem allgemeinen Insektenrückgang leiden und ihre Bestände zurückgehen. Denn da der Eichenprozessionsspinner diesen Fressfeinden nicht durchgehend als Nahrung zur Verfügung stehe, benötigen sie im Jahresverlauf auf jeden Fall auch andere Insekten als Nahrungsquelle. Der EPS profitiere so vom Insektensterben.

 

Wird nun ein Insektizid wie NeemProtekt eingesetzt, so wird dadurch auch bei vielen anderen Insekten wie Blattläusen, Zweiflüglern, Heuschrecken, Schmetterlingen und Käfern die Entwicklung gehemmt. Zum einen werden dadurch Fressfeinde des EPS wie Raubfliegen, Schlupfwespen und Raubwanzen direkt getötet. Zum anderen wird die Nahrungsmenge der Vögel und Fledermäuse noch weiter reduziert. „Es entsteht ein Teufelskreis,“ warnt Rakers, „denn für eine Wiederbesiedlung durch den Spinner werden so ideale Bedingungen geschaffen.“

 

„Langfristig ist die Eindämmung des EPS-Problems nur mit Hilfe seiner Fressfeinde möglich“, ist der Biologe überzeugt. „Dazu bedarf es der Förderung der Fledermäuse und insektenfressenden Vögel durch die Anlage insektenreicher Lebensräume wie wildkrautreicher Wegeseitenränder. Auch die Anbringung von Nist- und Fledermauskästen ist eine gute Maßnahme. Außerdem sollten bei der Neupflanzung von Baumreihen keine reinen Eichenreihen angelegt werden, um EPS-anfällige Monokulturen zu vermeiden.“ Eine chemische Bekämpfung komme nur in ganz besonderen Ausnahmefällen als allerletzte Maßnahme in Frage. „Wir wollen deshalb einige kritische Fragen im Rahmen der Einwohnerfragestunde bei der entscheidenden Sitzung im Umweltausschuss am 4. März stellen“, kündigt der Naturschützer an.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Katja Hübner (v. i. S. d. P.)