Pressemitteilung des NABU Emsland/Grafschaft Bentheim

Immer noch mehr industrielle Tierhaltungsanlagen im Emsland –NABU-Parteiencheck im Internet

Emsland: 100.000 neue Hähnchenmastplätzen in Lohe, 3.000 Schweinemastplätze in Groß Hesepe und Legehennen/-hähneaufzuchtställe mit insgesamt 84.000 Plätzen in Sustrum – das sind die aktuellen Genehmigungsverfahren, zu denen der NABU Stellungnahmen  abgegeben hat oder vorbereitet. „Ich bin 1992 zum NABU ins Emsland gekommen und seitdem ist das Wachstum der industriellen Tierhaltung fast ungebrochen“, sagt Jutta Over, Regionalgeschäftsführerin beim NABU Emsland/Grafschaft Bentheim. Lediglich einige  Atempausen hätte es gegeben, nämlich, als der Landkreis Emsland auf Druck des NABU 2010 die Genehmigungspraxis verschärfte und Keimgutachten sowie Brandschutzgutachten forderte. Außerdem wurde 2013 das Baurecht geändert. Insgesamt sind die durch Massentierhaltung verursachten Probleme jedoch keineswegs geringer geworden.

Das Höfesterben hat ein neues Rekordhoch erreicht: Die Zahl der Schweinehalter ist seit 2010 bundesweit um ein Drittel gesunken. Agrarfabriken verdrängen die kleineren Betriebe.

Das Grundwasser ist heute vielerorts durch ausgebrachte Gülle so hoch mit Nitrat belastet, dass die EU 2016 ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet hat. Nur durch konsequente Kontrollen der Düngevorschriften kann sich auf Dauer die Situation bessern.

Weiterhin wird in Deutschland im Akkord geschlachtet. Geleistet wird dies an vielen Standorten von schlecht bezahlten Arbeitskräften etwa aus Bulgarien oder Rumänien. Die niedrigen deutschen Tierhaltungs- und Schlachtkosten zwingen Betriebe in unseren Nachbarländern zur Aufgabe. Hinzu kommt, dass als Folge der Globalisierung Billigfleisch ins Ausland exportiert wird, wo es lokale Viehhalter ruiniert.

In Niedersachsen habe sich in den letzten Jahren unter  Agrarminister Christian Meyer im Bereich des Tierschutzes allerdings viel Positives getan, so der NABU. Das Schnabelkürzen bei Lege- und Junghennen wurde 2016 verboten, in Schlachthöfen werden die Fußballen von Masthühnern geprüft, um Fehler in der Haltung aufzudecken, Pekingenten müssen nun Wasser im Stall haben und Kälber dürfen nur noch mit Betäubung enthornt werden. Trotzdem besteht an vielen Stellen noch weiterer Handlungsbedarf.

Vor diesem Hintergrund appelliert der NABU an die Verbraucher, beim Fleischkauf Fleisch aus artgerechter Haltung zu bevorzugen. In der Region gäbe es zwar noch nicht viele, aber doch immer mehr Angebote von Tierhaltern, die mit ihrem Tierbestand Naturschutzflächen pflegen und sich der Nachhaltigkeit verpflichtet sehen. Außerdem hat der NABU zur kommenden Landtagswahl naturschutzfachliche Forderungen formuliert und einen Parteiencheck durchgeführt.

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