Neue Bauplätze für Menschen und Schwalben

NABU zeichnet schwalbenfreundliche Häuser in mehreren Neubaugebieten aus

 

 

 

In mehreren Neubaugebieten im mittleren Emsland haben sich Schwalben angesiedelt – und werden von den Hausbesitzern toleriert. Der NABU zeichnete diese Häuser jetzt mit der Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“ aus.

 

Elisabeth Untiedt vom Baugebiet Esters Hof in Meppen, Iris Lake an der Krummen Wende in Dalum und Claudia Meyering aus dem Neubaugebiet in Borken freuten sich über die Auszeichnung. Alle drei beherbergen Mehlschwalben als „Untermieter“ an der Giebelwand ihres Hauses, bei den Familien Meyering und Lake sind es sogar jeweils drei Nester an drei Giebelseiten des Hauses.

 

Bei den stark gefährdeten Mehlschwalben kommen Neuansiedlungen heutzutage nur noch selten vor und sind daher für die Region etwas Besonderes. „Viele Naturfreunde möchten gern Schwalben als traditionelle Glücksbringer und Insektenfänger bei sich ansiedeln, aber es klappt nicht, trotz gutem Nistplatzangebot.“ erläutert Jutta Over vom NABU Emsland/Grafschaft Bentheim. „Die Schwalben suchen sich die Menschen aus und nicht umgekehrt.“ Die Spontanansiedlungen in den Neubaugebieten begründet sie so: „Während die Straßen noch nicht geteert und die Gärten noch nicht bepflanzt waren, erkannten die Mehlschwalben wohl schon aus der Luft an den spiegelnden Wasserpfützen die Chance für eine Neuansiedlung.“ Denn offener, nasser Boden sei für den Nestbau unabdingbar. Besonders an hohe, helle Hausfassaden würden die Lehmnester geheftet. „Dass die Nester dann in verschiedene Giebelspitzen gebaut werden, ist eine neue Anpassung der geselligen Mehlschwalben. Spitze Giebelwände eignen sich meist nur für ein oder zwei Nester und die Schwalben möchten eigentlich in größeren Gruppen beeinander nisten. An den Schrägen können die Schwalben aber schlecht weiter bauen. Das ist sehr schade und wir arbeiten schon seit einiger Zeit an der Konzipierung eines speziellen Kunstnestes für Giebelschrägen. Lösungsvorschläge sind willkommen!“ appelliert die Biologin an die Heimwerker unter den Vogelfreunden.

 

Nicht immer freuen sich die Hauseigentümer über die neuen Untermieter, denn wenn die Jungen etwas größer werden, kann es aus dem Nest schon einmal herunter kleckern. Over hat Verständnis dafür, dass man die Kleckerei nicht direkt über der Haustür oder über dem Briefkasten haben möchte. Der NABU gibt daher in solchen Fällen kostenlos ein so genanntes Kotbrett aus, das ca. 60 cm unter dem Nest befestigt wird und die Hinterlassenschaften der Schwalben auffängt. Und weil der Boden aus der Umgebung nicht immer klebfähig genug ist, gibt es bei Bedarf auch ein Kunstnest.

 

Bei schwalbenfreundlichen Hausbesitzern bedankt sich der NABU mit einer Urkunde und einer Plakette für den „wertvollen Beitrag zum Artenschutz“. Zwar stünden die Nester unter gesetzlichem Schutz und die besonders geschützte Mehlschwalbe dürfe nicht beim Nestbau gestört werden, aber ohne Toleranz geht es eben trotzdem nicht. „Die Schwalben sind auf uns angewiesen“ sagt die Naturschützerin.

 

Wer Tipps zum Schwalbenschutz haben oder und sich um die Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“ bewerben möchte, findet ein Antragsformular auf der Seite www.nabu-emsland.de. Auch eine formlose Postkarte mit den Kontaktdaten sowie mit Angabe der Schwalbenart und der Anzahl der Nester ist ausreichend. Bitte einsenden an: NABU, Postfach 1621, 49706 Meppen. Ab August sind weitere Auszeichnungen schwalbenfreundlicher Häuser geplant.

 

 

 

Jutta Over: Bei Claudia Meyering aus Borken sind Schwalben willkommen. Der NABU überreichte ihr eine Urkunde für den wertvollen Beitrag zum Artenschutz.

 

Jutta Over: Mehlschwalben siedeln sich immer häufiger in der Spitze von Giebelwänden an.

 

Erhard Nerger: Mehlschwalben beim Nestbau.

 

Gerhard Papenburg: An dieses Kunstnest hat die Schwalbe noch einen Lehmvorbau gebaut.

 

 

Foto: J. Over

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei Claudia Meyering aus Borken sind Schwalben willkommen. Der NABU überreichte ihr eine Urkunde für den wertvollen Beitrag zum Artenschutz.

 

 

Foto: J. Over

 

 

Mehlschwalben siedeln sich immer häufiger in der Spitze von Giebelwänden an

 

 

Foto: E. Nerger

 

 

 

Mehlschwalben beim Nestbau.

 

 

Foto: G. Papenburg

 

 

 

An dieses Kunstnest hat die Schwalbe noch einen Lehmvorbau gebaut.