Kaum noch Kiebitz & Co - Woran liegt es?

 

Emsland/ Grafschaft Bentheim - Aktuell erreichen den Naturschutzbund (NABU) immer wieder Anfragen, warum kaum noch Wiesenvögel wie Kiebitz, Großer Brachvogel und Feldlerche zu sehen sind. „Tatsächlich brechen die Bestände dieser Arten massiv ein“, erklärt Erhard Nerger, Vorsitzender des NABU-Regionalverbandes Emsland/ Grafschaft Bentheim. „Hauptursache ist die Intensivierung der Landwirtschaft und Zerstörung von Lebensräumen durch Bebauung. So gibt es kaum noch extensiv genutzte insektenreiche feuchte Weiden. Zusätzlich werden die Ackerflächen durch gezielte Wasserstandsabsenkungen und die Klimaänderungen immer trockener. Dadurch wird es für die Wiesenvögel mit ihren meist langen Schnäbeln schwerer, an die im Boden lebenden Insekten und Regenwürmern zu kommen, die in größere Tiefen abwandern,“ so Nerger.

Außerdem erhöht sich auf trockeneren Flächen auch die Dichte an Mäusen, wodurch wieder mehr Greifsäuger wie Fuchs oder Wiesel auftauchen. Greifsäuger fressen auch Wiesenvögel und plündern ihre Nester meist in der Dunkelheit. Neue Studien und Beobachtungen von NABU-Aktiven belegen, dass Gelege von Wiesenvögeln tatsächlich zum großen Teil nachts geplündert werden und die Nester rückstandslos leer sind.

Rabenvögel, die häufig verdächtigt werden, die Wiesenvögel zu dezimieren, hinterlassen dagegen in der Regel Reste von Eierschalen. Tatsächlich besteht das Nahrungsspektrum beispielsweise der Rabenkrähe nur zu 0,1% aus Vogeleiern und Jungvögeln. Den Hauptanteil machen Insekten, Käfer und sonstige Gliederfüßler aus. Ist eine Wiesenvogelkolonie aber auf nur noch ein oder zwei Brutpaare geschrumpft, nutzen die Rabenvögel die verringerte Abwehrkraft eines einzigen Wiesenvogelpaares schon aus und bedienen sich an Eiern und Küken. Eine Bejagung der Rabenvögel hilft dann aber nur wenig. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Dezimierung schnell durch eine höhere Nachkommenzahl ausgeglichen wird.

 

„Deshalb kann den Wiesenvögeln vor allem dadurch geholfen werden, dass ihre Lebensräume erhalten und - besonders in Schutzgebieten - durch gezielte Maßnahmen wieder verbessert werden. In größeren Kolonien können sich die Wiesenvögel dann auch gemeinsam besser verteidigen,“ so das Fazit des Naturschützers.