Erste Flugversuche im Wohnzimmer
Karin Schaad vom NABU päppelt verwaiste Fledermäuse auf
Das nackte Junge lag am Boden und wurde von seiner Mutter nicht mehr abgeholt. Die Ohren waren noch zugeklappt, die Augen fest verschlossen. Die Rede ist von einer kleinen Breitflügelfledermaus, zwei Tage alt, Gewicht: 3,6 g. Aufmerksame Naturfreunde meldeten sich beim NABU und „Basco“, wie der männliche Winzling inzwischen heißt, fand Aufnahme bei Karin Schaad in Meppen-Rühle. Die ehrenamtliche Fledermausbotschafterin hat sich auf mehreren Schulungen fortgebildet und kennt sich inzwischen mit den Flattertieren bestens aus.
„In den ersten Tagen heißt das: Füttern alle 2-3 Stunden, auch nachts, aber nicht zu viel auf einmal, weil dann die Verdauung nicht mehr funktioniert.“ berichtet Schaad. Das Tierchen ist inzwischen eine Woche bei ihr und wiegt jetzt 6 g. Langsam zeigt sich etwas Flaum auf dem Körper. Die Füße waren von Anfang an fast ausgewachsen, denn das Tier klammert sich normalerweise sofort am Körper der Mutter fest. Auch die Vorderkrallen, die kleinen Enterhaken gleichen, sind schon groß und kräftig „und ganz schön spitz“, musste Pflegemutter Schaad erfahren. Langsam sei das Tier aber zutraulicher, man gewöhne sich aneinander.
Noch zwei weitere Pfleglinge, junge Zwergfledermäuse, sind derzeit in Obhut bei Schaads. Eines hat eine Behinderung am rechten Bein, die Krallen verkrüppelt. Es wurde zum Tierarzt gebracht, der es jedoch nicht versorgen konnte. Das Tierchen hängt nur mit einem Bein an der Volierenwand und kann nicht rückwärts nach oben kriechen, gleicht das Defizit aber ganz gut mit den Vorderkrallen aus. „Wenn es etwas zu Kräften gekommen ist, wird es in der Natur zurechtkommen“ hofft die Fledermausexpertin.
Die Dritte im Bunde ist ein Fund aus Meppen, das Jungtier hatte sich in einen Keller verirrt. Die Hausbesitzer setzten es auf Empfehlung des NABU zunächst in einem wärmenden Behälter nach draußen, damit es wieder zu seiner Familie zurückfinden konnte. Als es jedoch dort liegen blieb, wurde es zur Aufzucht an Karin Schaad übergeben. Es hatte offenbar den Kontakt zur Mutter verloren, so dass es keine Milch mehr bekam und auskühlte. Dieses Tierchen hat einen zänkischen Charakter, "es lässt sich ungern aufnehmen und verkriecht sich vor uns“, beschwert sich die Tierfreundin augenzwinkernd. Es könne aber schon super im Wohnzimmer herumfliegen und solle bald in die Freiheit entlassen werden.
Wer ein verwaistes oder verletztes Tier findet, kann sich bei Karin Schaad, Tel. 05931-17519 oder 0151-15902708 melden. Bitte die Tiere grundsätzlich nur mit Handschuhen anfassen und nicht versuchen, sie selbst aufzuziehen. Sie benötigen Spezialfutter und die Handhabung ist nicht ganz einfach! Hausbesitzer, die Beratung zu Fledermausquartieren wünschen oder ein Fledermausquartier melden möchten, können auch den NABU Vorsitzenden Thomas Fuchs, Tel. 05907-947150 (abends) anrufen. Weitere Ansprechpartner sind auf
www.nabu-emsland.de zu finden.
Foto: G. Schaad
Junge Breitflügelfledermaus. Bei dem wenige Tage alten Jungtier klappt der Klammerreflex schon perfekt.
Die Breitflügelfledermaus gehört zu den größeren heimischen Fledermausarten.
Foto: S. Fuchs
Die Zwergfledermaus bewohnt Hohlräume und Spalten in Dachausbauten. Das ausgewachsene Tier ist nicht größer, als eine Streichholzschachtel.